Führungskräfte fordern mehr Reformtempo: Was der Standort jetzt braucht!
Die Stimmung in den Führungsetagen deutscher Unternehmen ist eindeutig: Deutschland braucht einen Aufbruch. Das zeigt die aktuelle „Führungskräfteumfrage 2025“ des Deutschen Führungskräfteverbands ULA, der Friedrich-Naumann- Stiftung für die Freiheit und des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb).
Kurz nach der Bundestagswahl wurden mehr als 1.400 Führungskräfte aus verschiedenen Branchen befragt. Die Tageszeitung Handelsblatt hob in einem ausführlichen Artikel am 29. Juli 2025 hervor, wie tief die Skepsis gegenüber einem baldigen wirtschaftlichen Aufschwung sitze – und wie groß zugleich der Ruf nach strukturellen Reformen sei. Zwar sind die Erwartungen an die Politik hoch und das Vertrauen in ihre Reformfähigkeit gering – zugleich sehen sich die Führungskräfte und ihre Unternehmen aber als treibende Kraft des Wandels und nehmen ihre Verantwortung für die zukunftsfähige Gestaltung des Landes aktiv wahr. „Führungskräfte übernehmen täglich Verantwortung für ihre Unternehmen und Mitarbeitenden“, betont der Präsident des Deutschen Führungskräfteverbands ULA Roland Angst. „Dafür brauchen sie Rahmenbedingungen, die effizientes Handeln ermöglichen – und es nicht blockieren“.
Standort Deutschland: mehr Skepsis als Zuversicht
Die Bewertung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fällt überwiegend verhalten aus. Nur etwa zwei Prozent der Befragten vergeben die Bestnote „sehr gut“. Die Mehrheit gibt dem Standort die Note „befriedigend“ oder schlechter. Auch international sieht die Lage nicht besser aus: Fast die Hälfte der Führungskräfte ordnet Deutschland in der Konkurrenz um Fachkräfte und Investitionen nur im hinteren Mittelfeld ein.
Fachkräftemangel bremst Wachstum
Das größte Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit bleibt der Mangel an qualifiziertem Personal. Rund 60 Prozent der Führungskräfte bezweifeln, dass Deutschland genügend Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen kann. „Fachkräftesicherung ist keine Randaufgabe – sie ist Kern wirtschaftspolitischer Zukunftssicherung“, mahnt bdvb-Vizepräsident Prof. Dr. Alexander Zureck. „Wer internationale Talente gewinnen will, muss endlich Hürden abbauen: von Bürokratie bis Sprachbarrieren.“ Künstliche Intelligenz mache gelebte Mehrsprachigkeit in Unternehmen längst möglich – jetzt brauche es ein zukunftsorientiertes Bildungssystem, das diese Stärken konsequent in Wettbewerbsfähigkeit übersetze. „Deutschlands große Stärke – exzellente Produkte und gut ausgebildete Fachkräfte – darf nicht durch Strukturträgheit verspielt werden.“ Bürokratische Hürden, mangelnde Flexibilität und fehlende Willkommenskultur erschweren gegenwärtig den Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland.
Reformstau in Verwaltung und Infrastruktur
Handlungsbedarf sehen die Führungskräfte vor allem bei Verwaltung, Genehmigungsverfahren und politischer Planungssicherheit. An erster Stelle steht der Abbau von Bürokratie, den mehr als 70 Prozent der Befragten fordern. Auch der Ausbau der Infrastruktur, verlässliche politische Rahmenbedingungen und niedrigere Energiekosten sind wichtige Anliegen. „Deutschland braucht eine mutige Entfesselung der Wirtschaft“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Prof. Karl-Heinz Paqué. „Die Politik sollte sich weniger in unternehmerische Entscheidungen einmischen und stattdessen stabile Rahmenbedingungen schaffen, die unternehmerisches Handeln fördern. Weniger Detailsteuerung, mehr Vertrauen in Markt und Menschen, das ist der Schlüssel für neuen wirtschaftlichen Aufbruch.“
Digitale Transformation: Zuversicht trotz Hürden
Trotz der Kritik an politischen Rahmenbedingungen blicken die Führungskräfte optimistisch auf ihre Unternehmen. So wird beispielsweise die digitale Reife der Betriebe überwiegend positiv bewertet. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, Künstliche Intelligenz bereits einzusetzen, vor allem zur Automatisierung und Prozessoptimierung.
Eigenverantwortung trotz schwieriger Bedingungen
Eine klare Mehrheit der Führungskräfte fühlt sich zudem in der Lage, im eigenen Team motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen. Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Unternehmen ist überwiegend gut. Doch bei der allgemeinen Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen für Arbeit in Deutschland herrscht Nachholbedarf: Die Note „befriedigend“ dominiert. Das Potenzial für mehr Motivation und Produktivität sei vorhanden, es brauche jedoch Nachbesserung bei den Rahmenbedingungen.
Appell an die Politik: Mehr Spielräume für die Zukunft!
Die Studie zeigt Deutschlands Stärken: funktionierende Institutionen und hohe Lebensqualität, aber genauso auch deutliche politische Versäumnisse, welche die Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Die Botschaft der Führungskräfte ist klar: Weniger Hürden, mehr Gestaltungsspielraum für Innovation, Investitionen und Fachkräfteanwerbung. „Es ist Zeit, dass die Politik aufhört, Unternehmen mit ständig neuen Auflagen zu belasten, und stattdessen beginnt, das Vertrauen in die Gestaltungskraft und Zukunftsfähigkeit der Beschäftigten zu stärken“, betont ULA-Präsident Roland Angst.
Die Umfrage ist nicht nur ein Stimmungsbarometer, sondern auch ein Weckruf an die Bundesregierung, in der laufenden Legislaturperiode Vertrauen zurückzugewinnen und entschlossen Reformen voranzutreiben.



ULA/ Jens Schicke