Deutscher Führungskräftetag 2025: Zukunft gestalten – Weichen für morgen stellen
Die Herausforderungen könnten kaum größer sein: Globale Konflikte, ein unsicheres geopolitisches Umfeld, wirtschaftlicher Druck und eine zunehmend polarisierte Gesellschaft stellen Politik und Unternehmen gleichermaßen vor enorme Aufgaben. Und doch herrschte in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz an diesem Tag Aufbruchstimmung.
Unter dem Motto „Zukunft gestalten – Weichen für morgen stellen“ hatte die ULA zum dritten Deutschen Führungskräftetag geladen. Mehr als 130 Führungskräfte sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten über wichtige Fragen unserer Zeit: Wie kann der wirtschaftliche Neustart gelingen? Welche Reformen braucht es jetzt? Und vor allem: Welche Rolle spielen Führungskräfte inmitten dieser Transformation?
„Haltung ist kein Luxus, sondern Pflicht“
Zum Auftakt unterstrich ULA-Präsident Roland Angst in seiner Eröffnungsrede den Ernst der Lage – und den Gestaltungsauftrag von Führung: „Gerade wenn der Wind rauer weht, braucht es Führung mit Haltung.“ Deutschland stehe an einem Scheideweg – innen- wie außenpolitisch. Entbürokratisierung, Digitalisierung, Investitionen: Der Handlungsbedarf sei offenkundig, das Zeitfenster eng. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten nun gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Führen in polarisierenden Zeiten
Wie herausfordernd Führung in einem zunehmend gespaltenen gesellschaftlichen Klima geworden ist, zeigten die Beiträge des Vormittags. Prof. Petra Schleiter von der University of Oxford analysierte die Erosion demokratischer Prozesse und die wachsende Verantwortung von Unternehmen, demokratische Strukturen zu stützen. Birgit Bohle, Personalvorständin der Deutschen Telekom, machte in ihrer Keynote deutlich: Führungskräfte seien heute mehr denn je Moderatoren gesellschaftlicher Debatten. Gefragt seien Dialogfähigkeit, Wertebewusstsein und klare Kommunikation – als Schlüsselkompetenzen moderner Führung.
In einer hochkarätig besetzten Podiumsrunde diskutierten anschließend Sabine Clausecker (DPRG), Nadine Dietz (Bayer), Dr. Benjamin Koch (Lufthansa) und Prof. Petra Schleiter, wie Unternehmen und Führungskräfte Verantwortung übernehmen können, ohne selbst zum Spielball der Polarisierung zu werden. Die einhellige Botschaft: Haltung zu zeigen bedeutet nicht, auf jede Frage eine schnelle Antwort zu haben, aber die Bereitschaft zum offenen, respektvollen Dialog.
Demokratie braucht Debattenkultur
Journalist Constantin Schreiber und Dr. Martin von Broock vom Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik beleuchteten die Bedeutung demokratischer Diskurse. Schreiber erklärte:
„Für mich ist Teilhabe das Herzstück der Demokratie: Jeder sollte die Möglichkeit haben, einen kleinen Beitrag zu den Prozessen zu leisten, die uns alle betreffen. Und zur Debattenkultur gehört für mich, jedem zuzuhören und ihm seinen Raum zu geben, denn jemandem zuzuhören heißt noch nicht, seine Position zu unterstützen.“
Von Broock ergänzte:
„Fortschritt braucht mehr als Tempo – er braucht Richtung und Zusammenarbeit. Wenn wir uns unter Druck Haltung und Werte ‚sparen‘, riskieren wir beides. Deshalb muss gute Führung heute nicht nur Siege im Wettbewerb fördern, sondern auch die Spielregeln schützen.“
Praxisnahe Impulse für den Führungsalltag
Am Mittag wurde es konkret: In Deep-Dive-Sessions diskutierten die Teilnehmenden praxisrelevante Themen wie Mitbestimmung, Arbeitsrecht, strategisches Recruiting für die Sprecherausschussarbeit sowie Nachhaltigkeit in Unternehmen. Besonderes Interesse galt auch den Vorbereitungen für die anstehenden Sprecherausschusswahlen 2026, die vom VAA-Juristen Christian Lange und von der VFF-Geschäftsführerin Eva Jocks begleitet wurden. Reformbedarf trifft Realität Wie groß die Erwartungen an die Politik sind, zeigte die Vorstellung der aktuellen Führungskräfteumfrage 2025. Prof. Alexander Zureck präsentierte am Nachmittag ernüchternde Zahlen: 70 Prozent der Befragten empfinden die Wirtschaft als überreguliert, 75 Prozent fordern Reformen bei Sozialleistungen, nur 1,2 Prozent erwarten kurzfristig eine konjunkturelle Erholung. Gleichzeitig zeigen sich viele Führungskräfte im eigenen Verantwortungsbereich zuversichtlich. Der Wille zur Gestaltung ist da und könnte zum entscheidenden Hebel für den wirtschaftlichen Neustart werden.
Mut zur Veränderung
In den anschließenden Panels und Reden wurden konkrete Reformschritte diskutiert. Der neu gewählte FDP-Bundesvorsitzende Christian Dürr rief in seiner Keynote zu mehr politischem Mut auf: „Die Menschen erwarten von den Parteien der Mitte echten Reformmut. Dieses Land hat die Kraft, wieder schneller und besser zu werden – das zeigen viele Führungskräfte, die in ihren Unternehmen Innovationen voranbringen. Wichtig ist, den Menschen zu vermitteln: Veränderung ebnet den Weg zum Besseren.“ Simone Menne, Präsidentin der American Chamber of Commerce in Germany, warb für mehr Risikobereitschaft, auch in Feldern wie Künstliche Intelligenz und Technologie, die über Deutschlands künftige Wettbewerbsfähigkeit entscheiden.
Dr. Katja Scharpwinkel, Vorständin und Arbeitsdirektorin der BASF SE sowie Präsidentin des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC), betonte:
„Transformation ist Zukunft. Sie bedeutet aber auch länger andauernde Veränderung und Unsicherheit für alle Beteiligten. Gute Führung hört zu, erklärt und gibt Orientierung.“
Transformation als Chance
Zum Abschluss verdeutlichte der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz Alexander Schweitzer: „Ich bin zutiefst
davon überzeugt, dass wir in Deutschland durch Veränderung, die wir gestalten, stärker werden. Transformation ist nicht weniger als der Anspruch, diese Veränderung positiv zu gestalten.“
Auch ULA-Präsident Roland Angst appellierte zum Ende des Tages an den Gestaltungswillen der anwesenden Führungskräfte:
„Gerade in Zeiten multipler Krisen braucht es Führung, die Verantwortung übernimmt – und dabei Haltung bewahrt.“

ULA/ Jens Schicke
OpFüKdoBw PIZ, Frau Weihnrich