VAA-Newsletter: Kommt nach dem Brexit der Frexit?

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Kürzlich hat EU-Ratspräsident Donald Tusk noch einmal in drastischen Worten vor den potenziell zerstörerischen Folgen eines Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU gewarnt. Dieser Austritt könnte der Beginn der Zerstörung nicht nur der EU, sondern der gesamten politischen Zivilisation des Westens sein, warnt Tusk.

Doch während die Welt über die Gefahren des Brexits spricht, bleibt häufig verborgen, dass nicht nur die Briten die EU beschädigen können. Auch andere Länder entfremden sich zusehends vom Ziel eines leistungsstarken Europas.

Ein Gradmesser für die wachsende Euro-Ermüdung ist der sogenannte Frexit-Index des Analysehauses Sentix. Er misst, wie hoch die Finanzmärkte die Wahrscheinlichkeit einschätzen, dass ein Land binnen eines Jahres aus dem Euro fällt. Erschreckenderweise hat sich der Wert für Frankreich in den letzten zwei Monaten verdreifacht.

Dieser Trend, der durch die politische Entwicklung im Land mit einem erstarkenden Front National noch verstärkt wird, ist beängstigend. Zwar sorgt zurzeit die Fußball-Europameisterschaft im Gastgeberland für ein wenig Ablenkung – allen Streiks, der Terrorangst und hässlichen Hooligankrawallen zum Trotz. Aber die EM-Euphorie wird leider schnell verfliegen.

Was bleibt? Horrende Schulden, ein starrer und unflexibler Arbeitsmarkt sowie eine erodierende industrielle Basis bedrohen die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit eines Landes, dass als einer der wichtigsten Partner Deutschlands zu den tragenden Säulen der EU gehört. Denn auch heute kann in Europa nichts den deutsch-französischen Motor in allen wichtigen Fragen über die Weiterentwicklung der EU ersetzen.

Es wird in den kommenden Monaten darauf ankommen, dass auch von den Führungskräften die Bedeutung der EU für die wirtschaftliche und politische Stabilität nicht nur Europas, sondern auch der einzelnen Mitgliedstaaten thematisiert wird. Sind die europäischen Kräfte erschöpft? Dieser lähmenden Stimmung, die sich in vielen europäischen Ländern breitgemacht hat, kann man als Führungskraft entgegenwirken.

Auch der VAA wird in den kommenden Monaten immer wieder auf die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte der EU hinweisen. Und vor den potenziellen Gefahren eines europäischen Auseinanderfallens warnen.

Gerhard Kronisch
Hauptgeschäftsführer VAA