Geldanlage: Negativzinsen – was nun?

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Die meisten Menschen beschäftigen sich nicht gern mit Finanzfragen. Auch wenn vorausschauender Finanzplanung allgemein eine hohe Bedeutung zugemessen wird, führt das nicht automatisch zum Handeln. Das Geld sammelt sich dann eher zufällig auf Girokonten und Tagesgeldern, obwohl es dort schon lange so gut wie keine Zinsen gibt. Das Ersparte verliert tatsächlich inflationsbedingt stetig an Wert. Aber jetzt kommt es noch schlimmer: Immer mehr Banken gehen dazu über, Zinsen für „geparkte“ Gelder zu verlangen statt zu zahlen. Marion Lamberty von der FVP Gesellschaft für Finanz- und Vermögensmanagement erläutert in ihrem Gastbeitrag erste Schritte aus der Strafzinsfalle, die gleichzeitig dem Aufbau einer eigenen Anlagestrategie dienen.

In der immer noch andauernden Pandemie erreichen Rettungsprogramme von Notenbanken und Regierungen einen ungeahnten Umfang. Sogar das Inflationsziel der Notenbanken wurde aufgeweicht. Eine zweiprozentige Inflation wird nicht mehr unweigerlich eine Zinserhöhung auslösen. Dementsprechend müssen wir uns wohl noch lange mit niedrigen Zinsen abfinden. Fehlende Zinsangebote, aber auch niedrigere Abzinsungsfaktoren erhöhten zudem die Preise vieler Sachwertanlagen. Auch die Kurse mancher Aktien gelten im Hinblick auf zukünftig zu erwartende Unternehmensgewinne als zu hoch bewertet. Die Liquidität ging recht undifferenziert in den Aktienmarkt und oft waren weniger solide Geschäftsmodelle als zukünftige Wachstumsmöglichkeiten das ausschlaggebende Investitionsargument. Inzwischen dominieren einige wenige Technologieaktien die Aktienindizes und immer noch fließt viel Geld in ohnehin schon teure Titel. Dabei schaut der Finanzmarktteilnehmer seit einigen Monaten bereits wieder über die wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie hinweg. Ein ausgewogen aufgebautes Portfolio sollte die aktuell noch unterbewerteten Branchen und Titel genauso enthalten wie marktneutrale Strategien als Absicherung.

Die Mischung macht’s

Unter Berücksichtigung der eigenen Anlagestrategie und der schwierig gewordenen Produktauswahl gilt es, ein langfristig funktionierendes Anlagemodell zu finden. Wer Negativzinsen entgehen und Aussichten auf eine Rendite erhalten möchte, wird einen Teil seines Ersparten in breit gestreute Investmentfonds mit einer Aktienbeimischung anlegen. Bei der Auswahl der Anlagen und der Aufteilung kann ein guter Berater helfen. Dieser sollte aber möglichst so viel Vertrauen in sein Angebot haben, dass er in die angebotenen Papiere auch selbst investiert. Als konservativer Anleger könnte man damit beginnen, nur den Teil des Ersparten, der mit Negativzins belegt wird, in die Fondsanlage zu geben. Ergänzt werden sollte diese Strategie dann aber um damit verbundene Fondssparpläne, die dafür sorgen, dass die Freigrenze für Negativzinsen nicht nach wenigen Monaten wieder überstiegen wird und die Überlegung zur Produktauswahl von vorn beginnt.

Marion Lamberty ist Geschäftsführende Gesellschafterin der FVP Gesellschaft für Finanz- und Vermögensplanung mbH in Köln.
www.fvp-gmbh.de

Marion Lamberty